Notfallnr. +43 (0)5 99 43 866 

Dein Lely Center für Österreich und Südtirol

Gesunde Kälber - starke Kühe

Studien zeigen: Früher Sozialkontakt und freier Milchzugang fördern Gesundheit, Wachstum und Stressresistenz.
14. August 2025 durch
Gesunde Kälber - starke Kühe
Pickl Lisa

Die Entwicklung einer gesunden und leistungsstarken Milchkuhherde beginnt bei einer guten Kälberaufzucht. Die ersten Lebenswochen eines Kalbes sind entscheidend für seine spätere Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Eine professionelle Kälberhaltung mit durchdachtem Management bildet dafür das Fundament.

Ziel einer guten Kälberhaltung ist es, jedem Kalb eine saubere, trockene und komfortable Umgebung  zu bieten. Eine ausreichende Frischluftzufuhr, eine gute Belüftung sowie jederzeit zugängliches Futter und Wasser sind dabei Grundvoraussetzungen. Diese Standards können sowohl in Einzel- als auch in Gruppenhaltung, im Stall oder im Außenbereich, erfüllt werden.

Forschungsergebnisse aus Studien zur Kälberhaltung zeigen Vorteile der Gruppen- oder Paarhaltung mit freiem Milchzugang im Vergleich zur Einzelhaltung mit restriktiver Fütterung auf.

Die Rolle der Einzelhaltung in den ersten Lebenstagen der Kälber

Die Einzelhaltung ist direkt nach der Geburt vorteilhaft, um ein Kalb vor Krankheitserregern zu schützen. Gerade in den ersten Lebensstunden und Tagen befindet sich das Kalb in einer Immunitätslücke in der die von der Mutter mitgegebenen Antikörper verschwinden und das eigene Abwehrsystem stärker gefordert ist. Eine Einzelhaltung in dieser Lebensphase sorgt dafür, dass das Kalb keinen zusätzlichen Krankheitserregern ausgesetzt ist. Zudem wird das gegenseitige Besaugen verhindert und eine gezielte Beobachtung des einzelnen Kalbes ermöglicht, sodass Krankheitsanzeichen früh erkannt und behandelt werden können. 

Forschungsergebnisse zeigen vorteilhafte Ansätze in der Aufzucht bei dem die Kälber paarweise bereits ab dem ersten Tag gehalten werden. 

Paar- vs. Einzelhaltung

De Paula Vieira et al. (2010) untersuchte in einer Studie ob es Unterschiede im Verhalten zwischen paarweise und einzeln gehaltenen Kälbern gibt. (Hinweis: Die einzeln gehaltenen Kälber konnten andere Kälber in benachbarten Einzelboxen sehen.)

Die Studienergebnisse zeigten, dass paarweise gehaltene Kälber vor dem Absetzen der Milch mehr Kraftfutter aufgenommen haben als Einzelkälber (93 g/Tag vs. 59 g/Tag). Nach dem vollständigen Absetzen riefen paarweise gehaltene Kälber deutlich weniger nach Milch als Einzelkälber. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Kälber in Paarhaltung weniger Stress nach dem Absetzen gefühlt haben.

Nach dem Umstallen aller Kälber in eine Gruppenbucht zeigte sich, dass die paarweise gehaltenen Kälber durchschnittlich nach 9,1h zu fressen begannen während Kälber aus Einzelhaltung erst nach 49,5h mit dem Fressen starteten. Somit lief die Eingewöhnungsphase bei paarweise gehaltenen Kälber deutlich besser ab, als bei zuvor einzeln gehaltenen Kälber.

Hinsichtlich der Futteraufnahme zeigte sich außerdem, dass paarweise gehaltene Kälber häufiger den Kraftfutterautomaten besuchten und auch mehr Kälberstarter in den ersten 15 Tagen gefressen haben als einzeln gehaltene Kälber. Die Gewichtszunahme war deswegen bei paarweise gehaltenen Kälber auch höher. 

Quelle: De Paula Vieira et al. 2010. J. Dairy Sci. 93: 3079-3085 –  hier kommst Du zum Artikel 

Neben den Forschungsergebnissen, welche die Vorteile einer Paarhaltung aufzeigen, haben sich andere ForscherInnen damit beschäftigt die Vorteile eines freien Milchzugangs im Vergleich zur restriktiven Fütterung zu untersuchen. 

Vorteile eines freien Milchzugangs 

In der Natur würde ein Kalb 5 bis 10 Mal am Tag bei seiner Mutter trinken. Jede Säugephase würde 5 bis 10 Minuten dauern, und ein Kalb würde insgesamt etwa 10 Liter Milch pro Tag aufnehmen.

Forschungen zeigen, dass Kälber mit freiem Zugang zur Milch im Durchschnitt 47 Minuten pro Tag mit dem Trinken verbringen, mehr als 10 Liter Milch täglich aufnehmen und diese auf 6 bis 10 Mahlzeiten verteilen (Appleby et al., 2001).

In einer Studie wurde das Verhalten von Kälbern bei restriktiver Fütterung im Vergleich zur Fütterung mit freiem Milchzugang untersucht.

Das Ergebnis: Kälber mit freiem Milchzugang nahmen viermal mehr Gewicht zu und tranken doppelt so viel Milch wie restriktiv gefütterte Tiere. Restriktiv gefütterte Kälber suchten im Schnitt 24 Mal pro Tag die Tränke auf und verbrachten dabei doppelt so lange am Sauger. Sie tranken ihre Ration meist in einer einzigen Sitzung und zeigten anschließend kurzes, nicht-nahrhaftes Saugen. Zudem trat bei ihnen deutlich mehr Konkurrenzverhalten gegenüber anderen Kälbern auf.

Die erhöhte Milchaufnahme sowie die dadurch bessere Gewichtszunahme der Kälber mit freiem Milchzugang deuten darauf hin, dass eine automatisierte Kälberfütterung mit durchgängigem Zugang zu ausreichend Milch vorteilhaft für eine gesunde Kälberaufzucht sein kann. 

Quelle: De Paula Vieira et al. 2008. Appl. Anim. Behav. Sci. 109:180-189, Hier kommst Du zum Artikel

Automatische Tränke in der Gruppenhaltung

Die in der Kälberaufzucht am weitesten verbreitete Methode ist eine Kombination aus Einzel- sowie Gruppen- bzw. Paarhaltung. In den ersten Lebenstagen werden Kälber häufig einzeln gehalten, um die Keimbelastung zu reduzieren und eine gezielte Beobachtung zu ermöglichen. Anschließend erfolgt der Wechsel in die Gruppenhaltung.

Je früher dieser Übergang erfolgt, desto besser entwickeln sich Sozialkontakte und Lernverhalten. Gruppenhaltung erfordert jedoch ein durchdachtes Management: entscheidend sind die passende Gruppengröße, ein ausgewogenes Altersgefüge, eine bedarfsgerechte Fütterung, konsequente Hygiene und ein gutes Stallklima.

Tränkeautomaten bieten in der Gruppenhaltung gleich mehrere Vorteile. Sie sparen Arbeitszeit, ermöglichen den Kälbern eine höhere Milchaufnahme über den Tag verteilt und unterstützen damit ein Verhalten, das dem natürlichen Saugverhalten nahekommt. Zudem liefern die computergestützten Systeme wertvolle Daten zum individuellen Trinkverhalten, mit deren Hilfe sich Auffälligkeiten frühzeitig erkennen und Gegenmaßnahmen ergreifen lassen.


 Du hast Interesse an einem  automatischen Kälbertränker?

 Besuche unsere Webseite und informiere Dich

Quellen: 

Appleby et al., 2001. Appl. Anim. Behav. Sci.74:191-20) – Artikel zu finden hier 

De Paula Vieira et al. 2008. Appl. Anim. Behav. Sci. 109:180-189 – Artikel zu finden hier 

De Paula Vieira et al. 2010. J. Dairy Sci. 93: 3079-3085 – Artikel zu finden hier 

Weitere Forschung: Auch neuere Forschung von Ede et al. (2022) zeigt: Kälber sind sozial motiviert und suchen aktiv nach einem Sozialpartner. Ede et al., 2022, JDS Comm.  3:44-48 – Artikel zu finden hier