Technische Lösungen zur Reduzierung von Hitzestress beginnen bereits bei der Stallplanung und -ausstattung. Hier sind die wichtigsten Maßnahmen
Natürliche Belüftung verbessern
Die einfachste und gleichzeitig effektivste Methode, um Wärme aus dem Stall zu leiten, ist eine gute natürliche Lüftung.

✔ Große Fassadenöffnungen: Öffne gegenüberliegende Stallseiten so weit wie möglich, um Querlüftung zu fördern.
✔ Ausrichtung beachten: Idealerweise steht der Stall quer zur Hauptwindrichtung – das erhöht die Luftwechselrate.
✔ Winterbetrieb bedenken: Wichtige Bereiche wie Melk- oder Technikräume müssen im Winter vor Zugluft geschützt sein.
Ventilatoren einsetzen
An heißen Tagen reicht die natürliche Luftbewegung nicht aus. Ventilatoren erhöhen die Luftgeschwindigkeit und können durch den Windchill-Effekt die gefühlte Temperatur senken.
Ein Ventilator kühlt durch den ständigen Luftzug die Temperatur herunter. Beispielsweise kann ein Ventilator mit einer Luftgeschwindigkeit von 2,5m/s bei einer Temperatur von 35 °C im Stall und 50 % relativer Luftfeuchtigkeit eine Kühlwirkung von bis zu 13 °C erreichen. Die gefühlte Temperatur für die Kuh sinkt so von 35 °C auf etwa 22 °C.
Mindestens 1 m/s auf der Tieroberfläche; bis zu 5 m/s sind unproblematisch.
Durch die permanente Luftbewegung wird zusätzlich Stauwärme verhindert und der Fliegenbefall reduziert. Durch die Reduktion der Luftfeuchtigkeit trocknen außerdem die Laufflächen schneller ab, was Vorteile für die Klauengesundheit und Hygiene im Stall bringen kann.💡 Tipp: Der Luftstrom soll ca. 20 cm über den Rücken der liegenden Kuh streichen und ein Neigungswinkel von 10-20 Grad nach vorne ist empfehlenswert. Achtung – Zugluft sollte tunlichst vermieden werden!
Bei der Auswahl von Ventilatoren sollte neben den Anschaffungskosten, dem tatsächlichen Stromverbrauch und der erreichbaren Luftgeschwindigkeit auch die Lautstärke (Schalldruckpegel in dB) berücksichtigt werden.
Dachkonstruktion und Sonnenschutz optimieren

Das Dach ist eine Hauptquelle für Hitzebelastung. Je wärmer die Dachinnenseite, desto stärker ist der Wärmeeintrag in den Stall. Grundsätzlich gilt, je rauer und dunkler die Dachoberfläche ist, desto stärker wird die Hitze der Sonne absorbiert und desto Wärmer wird die Dachinnenseite.
✔ Helle und reflektierende Dachflächen senken die Aufheizung.
✔ Gedämmte Dächer verhindern Temperaturspitzen im Stallinneren.
✔ Photovoltaikanlage: Eine PV-Anlage auf dem Dach wirkt wie ein zusätzlicher Sonnenschutz und senkt den Wärmeeintrag.
✔ Dachüberstände: Ausreichende Dachüberstände verhindern direkte Sonneneinstrahlung und verringern die Wärmebelastung, ohne die Belüftung zu beeinträchtigen.
Hilfreiche Tipps und Tricks gegen Hitzestress
Ausreichende Wasserversorgung: Wasser ist das wichtigste „Futtermittel“ bei Hitze! Eine Trogtränke eignet sich ideal um in kurzer Zeit viel Wasser aufzunehmen. Für 20 Kühen sollten zwei Tränken zu Verfügung stehen. Es wird eine Zulaufgeschwindigkeit des Wassers in den Tränken von 20l/min empfohlen. Bei 15 °C braucht eine Kuh ca. 90 l Wasser pro Tag. Bei 35 °C bereits um +20 l zusätzlich. Hochleistende Kühe brauchen bis zu 200 l Wasser pro Tag in der Laktationsspitze.

Fütterungszyklus an die Fressphasen anpassen: Damit die Kühe trotz Hitze genügend Energie aufnehmen, sollte die Futtervorlage den natürlichen Fressphasen angepasst werden. Abends frisch einfüttern, da Kühe nachts mehr fressen & Automatische Futternachschieber sichern rund um die Uhr den Futterzugang – besonders in der Nacht.
Mineralstoffgehalt der Rinder mit Salz ausgleichen: Auch Kühe schwitzen und verlieren dabei Elektrolyte. Besonders Natrium muss ersetzt werden. Tröge mit Viehsalz ermöglichen den Tieren, den erhöhten Bedarf schnell auszugleichen
Gefahr von Futtererwärmung: Bei hohen Temperaturen steigt die Gefahr der Nacherwärmung von Mischrationen – das führt zu Energieverlusten und geringerer Futteraufnahme. Zweimaliges Mischen/Einfüttern pro Tag damit kleinere Rationen am Futtertisch liegen & der Einsatz von Futtersäuren zur Stabilisierung der Ration können Futtererwärmungen vorbeugend reduzieren.
Schatten sicherstellen: Direkte Sonneneinstrahlung muss vermieden werden. Vor allem bei Weidehaltung ist im Sommer auf ausreichende Beschattung zu achten. Eine langfristige Lösung ist die Anpflanzung von Laubbäumen. Schnellwachsende Arten wie Pappel oder Weide können in kurzer Zeit Schatten spenden – sowohl auf der Weide als auch am Stallbereich.
Curtains und Hubfenster voll öffnen: Im Sommer gilt: Alles auf Durchzug! Curtains und Hubfenster sollten maximal geöffnet sein. Achte darauf, dass die Öffnungsflächen nicht durch Material blockiert werden – nur so funktioniert die natürliche Lüftung optimal.
Wie erkennt man Hitzestress in Horizon?
Die sichtbaren Effekte von Hitzestress in unseren Milchviehherden sind vor allem vermehrtes Stehen der Tiere in den Gängen, intensivere Atmung, Rückgang der Futteraufnahme, verminderte Milchleistung und schlechtere Fruchtbarkeit aber auch Euterentzündungen und Klauenprobleme. Folgende Faktoren und Auswirkungen kann man anhand der Daten in Horizon erkennen.
- Vermehrte Aktivität (dunkelblaue Linie)
- Rückgang der Fressminuten (gelbe Linie)
- Abnahme der Wiederkauaktivität (hellblaue Linie)
Weniger Fresszeit bedeutet weniger Energieaufnahme und damit sinkt die Milchleistung. Doch nicht nur die Milchproduktion leidet unter Hitzestress: Auch Fruchtbarkeit und Eutergesundheit können erheblich beeinträchtigt werden.
Mit einfachen Sensoren und Temperaturfühlern im Stall lässt sich das Klima regelmäßig kontrollieren. Solche Messgeräte sind bereits günstig im Fachhandel erhältlich.
In Kombination mit moderner Sensorik und Management-Tools wie Lely Horizon können Verhaltensänderungen in der Herde frühzeitig erkannt werden. So lassen sich gezielte Maßnahmen bereits im Anfangsstadium ergreifen – bevor es zu Leistungseinbußen oder Gesundheitsproblemen kommt.
Wusstest Du, dass...
eine Kuh ca. 1,2 kWh Eigenwärme produzieren kann? . Gute Planung, regelmäßige Kontrolle und technische Hilfen sind daher entscheidend, um Hitzestress zu vermeiden und Tierwohl sowie Leistung zu sichern.