Thomas Reiter, Gründer der Reiter Respiro Bandschwadertechnologie und Landtechnikexperte mit Wurzeln in der Landwirtschaft, spricht über die Bedeutung moderner Erntetechnik für eine hohe Grundfutterqualität. Dabei wird klar: Viele Details machen den Unterschied – von der Feldvorbereitung bis zur Qualität der Erntekette im Fahrsilo. Im Exklusiven Interview mit Thomas Reiter erfahrt ihr alles zum Thema modernes Grünlandmanagement
Futterqualität beginnt mit der Wiesenvorbereitung
„Gutes Grundfutter entsteht nicht erst bei der Ernte – es beginnt bereits mit der sorgfältigen Pflege der Wiesen. Wer dauerhaft hochwertige Futterqualitäten erzielen will, muss frühzeitig ansetzen: Maßnahmen wie Striegeln, Nachsaat und eine bedarfsgerechte Düngung sowie eine ausreichende Mähhöhe sind dafür unverzichtbar."

"Ich stehe in engem Austausch mit dem Forschungsinstitut Raumberg-Gumpenstein, wo regelmäßig umfassende Futteranalysen durchgeführt werden. Die Auswertungen zeigen deutlich: Etwa 50 % der österreichischen Betriebe weisen einen Rohaschegehalt von mehr als 100 g/kg Trockenmasse auf – ein klarer Hinweis auf erhebliche Futterverschmutzung. Das bedeutet: Verlorene Energie, geringere Futteraufnahme und damit wirtschaftliche Einbußen und Leistungsverlust durch mangelnde Futterqualität. Im Umkehrschluss zeigt das Ergebnis, dass ein enormes Potenzial zur Verbesserung der Grundfutterqualität vorhanden ist.“
„Futterverschmutzung kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden. Das Risiko steigt besonders in der fortgeschrittenen Vegetationsphase bei der Saison. In dieser Zeit ist der Aufwuchs meist geringer, während die Bearbeitungstechnik oft unverändert bleibt. Dadurch nimmt die Gefahr zu, dass Erde und andere Verunreinigungen ins Futter gelangen.
Ein häufig unterschätztes Problem sind Erdhügel von Maulwürfen oder Wühlmäusen. Diese kleinen Hügel werden bei ausbleibender Vorbereitung des Feldes durch das Mähen oder Schwaden oft ungewollt über die Flächen verteilt was die hygienische Qualität des Futters erheblich verschlechtert.
Auch die Schlagkraft der Erntekette spielt eine entscheidende Rolle. Wer unter Zeitdruck arbeitet, beispielsweise beim Schwaden, und dabei weniger auf Präzision und Futterqualität achtet, riskiert eine höhere Aufnahme von Erde und abgestorbenen Pflanzenresten. Diese Verunreinigungen gelangen später in den Silo oder in die Siloballen und beeinträchtigen die Futterqualität nachhaltig – sowohl in Bezug auf Hygiene als auch Nährwert.“
"Meine Empfehlungen sind folgende:
- Maulwurfshügel vor der Ernte beseitigen: Einebnung z. B. mit Striegel- oder Planierkombination verhindert, dass Erde ins Futter gelangt.
- Schnitthöhe richtig einstellen: Eine Schnitthöhe von 8 bis 10 Zentimetern ist entscheidend. Sie schützt die Grasnarbe, reduziert Schmutzeintrag und fördert den Wiederaufwuchs. Zu tiefes Mähen bringt kaum Mehrertrag, gefährdet aber deutlich die Futterqualität und führt zu mehr Verschleiß bei allen Erntemaschinen.
- Langsame, kontrolliertes Schwaden: Geschwindigkeiten über 8–10 km/h erhöhen die Gefahr von Erdaufnahme. Besser ist es, langsamer zu fahren und sauberes Futter zu ernten, als durch Zeitdruck Qualitätseinbußen zu riskieren.
- Sorgfalt bei den letzten Schnitten: Besonders in der späten Vegetationsperiode ist sauberes, präzises Arbeiten unerlässlich, um Verschmutzungen zu minimieren.
- Grasnarbe regelmäßig pflegen: Eine dichte, gesunde Narbe beugt Unkraut vor, verhindert Bodenlücken und sichert stabile Erträge. Sie bildet die Grundlage für sauberes Futter bei der nächsten Ernte.
Wenn diese Maßnahmen umgesetzt werden, kann die Futterverschmutzung im Erntegut reduziert und die Futterqualität optimiert werden.“
„Unsere praktischen Erfahrungen und die Auswertung fundierter Analysen zeigen klar: Bereits eine Reduktion des Rohaschegehalts um 10 g/kg TM kann den Energiegehalt um etwa 0,1 MJ NEL/kg Trockenmasse steigern. Das klingt nach wenig – doch bei entsprechender Futteraufnahme pro Kuh resultiert daraus eine spürbar höhere Milchleistung. Ein klar messbarer, wirtschaftlich relevanter Vorteil.
Zunehmend setzen qualitätsorientierte Betriebe auf gezielte Maßnahmen zur Verbesserung der Futterhygiene. Das Bewusstsein wächst – aber es gibt nach wie vor viele Betriebe, in denen alte Gewohnheiten dominieren: „Wir haben das immer so gemacht – warum jetzt etwas ändern?“
Doch die Antwort ist einfach: Wer dauerhaft hochwertiges, sauberes Futter produzieren will, muss bereit sein, in Pflege, Technik und Sorgfalt zu investieren. Lieber eine Stunde länger ernten – und dafür ein Futter einfahren, das die Leistung und Gesundheit der Tiere optimal unterstützt.“
„Grundsätzlich gilt: Ein früher Schnitt sorgt für mehr Energiegehalt und bessere Verdaulichkeit. Wer hohe Energiedichten und eine hohe Verwertung im Tier erreichen möchte, sollte im Stadium der Ährenbildung mähen – das ist das optimale Zeitfenster für bestes Grundfutter.
Auch der Tageszeitpunkt spielt eine entscheidende Rolle: Wer hohe Zuckergehalte im Futter anstrebt, sollte bevorzugt am Nachmittag mähen – dann ist der Zuckergehalt in der Pflanze am höchsten. Bei Taunässe hingegen sollte man keinesfalls mit der Ernte beginnen, da das zu unerwünschter Futterverschmutzung und erhöhter Gefahr von Fehlgärungen führt.
Ein oft unterschätzter Faktor ist die Feldliegezeit: Je länger das Futter nach dem Mähen auf dem Feld bleibt, desto größer sind die Atmungsverluste – also Energieverluste, bevor das Material überhaupt im Silo landet. Besonders bei der Silageherstellung bedeutet das: weniger Energie im Endprodukt – und damit bares Geld weniger.
Wer also den Schnittzeitpunkt gut plant, auf Wetterbedingungen achtet und eine schlagkräftige Erntekette bereitstellt, sichert sich nicht nur die Inhaltsstoffe im optimalen Fenster, sondern holt auch das Maximum an Energie aus dem Grundfutter heraus – eine der wirtschaftlich wichtigsten Stellschrauben in der Futterproduktion.“
„Eine gute Verdichtung im Fahrsilo ist entscheidend für die Silagequalität – und dafür braucht es zwei Dinge: die passende Walztechnik und kurz gehäckseltes Erntegut. Auf Spitzenbetrieben liegt die theoretische Schnittlänge heute bei rund 10 Millimetern – und das nicht ohne Grund, denn kurz geschnittenes Gras lässt sich leichter verdichten.
Durch die enorme Steigerung der Schlagkraft in den letzten Jahrzehnten laufen die Ernteketten heute wesentlich schneller. Das spart zwar Zeit, bringt aber auch neue Herausforderungen mit sich:
- Höheres Verschmutzungsrisiko: Wer zu schnell fährt, nimmt beim Aufnehmen häufig auch mehr Erde und Schmutz mit – das wirkt sich negativ auf die Futterqualität aus.
- Unzureichende Verdichtung: Wenn das Walzfahrzeug auf dem Silo nicht auf die Erntekette abgestimmt ist – also zu leicht oder zu klein dimensioniert –, gelingt die notwendige Verdichtung nicht. Die Folge: Lufteinschlüsse und Schimmelbildung im Silo.
Die Masse, die pro Stunde auf dem Silo ankommt, muss effizient und gleichmäßig verteilt und sofort gut verdichtet werden können. Und genau hier spielt die Schnittlänge wieder eine wichtige Rolle: Je höher die eingebracht Erntemasse pro Stunde ist, desto kürzer sollte die Schnittlänge gewählt werden, um das Futter ausreichend verdichten zu können.
3. Kurz und gleichmäßig gehäckseltes Gras wird von den Kühen besser aufgenommen. Es kommt zu weniger Selektion am Futtertisch. Damit kommt mehr Energie in den Pansen. Die Milchleistung steigt.
Im Endeffekt gilt:
Sauber häckseln, zügig und mit dem richtigen Fahrzeug verdichten, kurze Schnittlängen wählen – dann sinkt der pH-Wert schneller, die Silage wird stabiler, die Schimmelgefahr nimmt ab, und die Haltbarkeit verbessert sich deutlich.“
„Ein wesentlicher Treiber der Veränderungen ist der Strukturwandel in der Landwirtschaft: Die Betriebe werden größer, die Maschinen leistungsfähiger, und die Anforderungen an Effizienz und Qualität steigen kontinuierlich. Parallel dazu schreitet die Modernisierung der Ernteverfahren deutlich voran – nicht nur bei den Mäh- und Ladetechniken, sondern auch ganz besonders in der Schwadtechnik. Allein die Entwicklung des Kreiselschwaders zeigt eindrucksvoll, wie viel sich getan hat. Die steigende Schlagkraft und die größeren Arbeitsbreiten ermöglichen eine schnellere Bearbeitung großer Flächen – bringt aber auch neue Herausforderungen mit sich. Jeder einzelne Bearbeitungsschritt beeinflusst das Endprodukt. Das ist heute relevanter denn je, denn wir haben viele Betriebe mit Hochleistungstieren, deren Futteransprüche deutlich gestiegen sind im Vergleich zu früher.
Auch in der Milchviehhaltung hat
sich vieles weiterentwickelt durch den Strukturwandel und den Einzug der
Digitalisierung. Wir verfügen über exakte Daten zur Tiergesundheit, Futteraufnahme,
der Leistung und der Inhaltsstoffe und erkennen dadurch schnell, wie die Kühe
auf verschmutztes oder minderwertiges Futter reagieren. Verschmutzungen im
Erntegut können nicht nur die Pansengesundheit beeinträchtigen, sondern sich
auch negativ auf die Milchleistung auswirken was sich wiederrum
wirtschaftliche Nachteile bringt.
Genau hier sehen wir als Landtechnikhersteller unsere Verantwortung: Wir müssen auf dieses Dilemma reagieren. Wir haben gezielt die Bandschwadertechnologie entwickelt, um den Schmutzeintrag bei der Schwadablage zu reduzieren und gleichzeitig den Qualitätsansprüchen moderner Milchviehbetriebe gerecht zu werden.“
„Die Bandschwadertechnologie entwickelt sich stetig weiter. Als Hersteller beobachten wir genau, wie sich die Anforderungen in der Landwirtschaft verändern. Besonders in kleinstrukturierten Regionen wie auf unseren Milchviehbetrieben in Österreich spielt zum Beispiel die vorhandene Traktorleistung eine Rolle. Daher arbeiten wir gezielt daran, unsere Geräte so zu entwickeln, dass sie auch mit kleineren, leistungsschwächeren Traktoren betrieben werden können.
Ein weiterer Aspekt: Die Investitionskraft gerade für kleinere Betriebe sind hohe Anschaffungskosten oft eine Hürde. Aufgrund der technologischen Gestaltung des Bandschwaders, liegt das System aktuell in etwa auf dem Niveau eines Vier-Kreiselschwaders. Deshalb ist es uns wichtig, künftig auch Modelle anzubieten, die im unteren Preissegment liegen, ohne auf Qualität und Funktionalität zu verzichten. Wir haben bei unserem Produkt gegenüber Kreiselschwadern demnach Vorteile, weil wir nicht nur große Mengen an Grünmasse effizient auf einen Schwad zusammenzulegen, sondern auch flexibel zwischen Mittelablage und Seitenablage wählen können – je nach Erntestrategie oder Flächenstruktur.
Gemeinschaftsinvestitionen unter mehreren Landwirten sind bereits heute eine sinnvolle Lösung für kleinere Betriebe mit begrenzter Flächenausstattung – und wir wollen mit flexiblen, wirtschaftlich darstellbaren Lösungen dazu beitragen.
Die klare Zielsetzung lautet: Anpassung an betriebliche Realität und Wirtschaftlichkeit. Damit moderne Bandschwader nicht nur technologisch überzeugen, sondern auch für die breite Praxis zugänglich werden.“
Das Wichtigste auf einen Blick
- Technik ist wichtig, aber sauberes Arbeiten macht den Unterschied und die Futterqualität aus.
- Eine Schnitthöhe 7–10 cm vermeidet Verschmutzung und fördert Wiederaufwuchs
- Schneiden bei Ährenbildung ist optimal, nicht bei Taunässe
- Feldliegezeit gering halten – für mehr Energie im Silo
- Passende Schwadgröße für die leistungsfähige Erntetechnik
- Gras kurz häckseln mit scharfen Messern für eine optimale Schnittqualität und Verdichtung im Silo
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Gute Verdichtung durch ausreichend ballastiertes Walzfahrzeug und solides
walzen
